CC by Daniel Dörler

Laufende Studien

Animal roadkills in Austria between 2014-2021: associations between hotspots, land cover and road types based on citizen science.

(als Manuskript bei einem wissenschaftlichen Journal eingereicht)

Straßenverkehr stellt eine große Gefahr für die Artenvielfalt dar, aber die genauen Ursachen für sogenannte "Roadkills" – also überfahrene Tiere – sind bisher nur unzureichend bekannt, vor allem überregional. Diese Studie untersucht, wie unterschiedliche Landschaftsformen und Straßentypen die Zahl der überfahrenen Tiere in Österreich beeinflussen. Im Fokus stehen sieben häufig gemeldete Arten: Erdkröte, Wechselkröte, Ringelnatter, Feldhase, Igel, Eichhörnchen und Amsel.

Die Daten stammen aus dem Citizen-Science-Projekt "Roadkill", bei dem Freiwillige von 2014 bis 2021 insgesamt 3.370 tote Tiere gemeldet haben. Für jede Fundstelle wurde das Umfeld in einem Radius von 250 Metern betrachtet, basierend auf Daten zur Landnutzung (CORINE) und Straßendaten von OpenStreetMap.

Die Analyse zeigt: Die Wahrscheinlichkeit für einen Roadkill hängt stark von der Tierart, der Umgebung und dem Straßentyp ab. Landwirtschaftlich genutzte Flächen in der Umgebung erhöhen das Risiko für fünf der sieben Arten. Städtische Gebiete dagegen verringern das Risiko meist. Besonders auf Nebenstraßen (tertiary roads) und Gehwegen wurden viele tote Tiere gefunden. Hauptstraßen (primary link roads) führten nur beim Igel zu einem erhöhten Risiko.

Die Ergebnisse zeigen, dass verschiedene Arten unterschiedlich stark betroffen sind – je nach Lebensraum und Straßentyp. Für den Schutz von Wildtieren ist es deshalb wichtig, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, die diese Unterschiede berücksichtigen.

Habitat use and co-occurrence of badgers (Meles meles) and hedgehogs (E. europaeus & E. romanicus) in Vienna. A citizen science approach

(als Manuskript bei einem wissenschaftlichen Journal eingereicht)

Manche Wildtiere können sich gut an das Leben in der Stadt anpassen. Damit es dabei nicht zu Konflikten mit Menschen oder Haustieren kommt, ist es wichtig zu wissen, wo sich diese Tiere aufhalten. Klassische Methoden zur Tierbeobachtung stoßen jedoch oft an ihre Grenzen, da viele Grundstücke in Privatbesitz sind und nicht betreten werden dürfen.

In dieser Studie wurden deshalb Beobachtungen von Igeln (Erinaceus europaeus oder E. roumanicus) und Dachsen (Meles meles) ausgewertet, die im Rahmen von zwei langfristigen Citizen-Science-Projekten in Wien gesammelt wurden: stadtwildtiere.at und roadkill.at. Wien hat rund zwei Millionen Einwohner und eine Fläche von 415 km², wovon etwa die Hälfte aus Grünflächen wie Wäldern, Parks und privaten Gärten besteht.

Zwischen 2012 und 2023 wurden insgesamt 356 Igel- und 918 Dachs-Sichtungen gemeldet. Beide Arten wurden vor allem dort gesehen, wo versiegelte Flächen (z. B. Straßen und Gebäude) mit Grünbereichen wie Wiesen oder Sträuchern gemischt vorkamen. Ackerflächen wurden dagegen meist gemieden – vermutlich, weil diese offenen Flächen weniger Nahrung bieten oder weil die Tiere dort nachts schwerer zu erkennen sind.

Interessant ist auch der Einfluss der Hangneigung: Je steiler das Gelände, desto weniger Igel wurden gesichtet. Bei Dachsen war es umgekehrt – besonders in stärker bebauten Gegenden (über 15 % versiegelte Fläche) nahm die Zahl der Dachs-Meldungen mit steigendem Gefälle zu.

Auffällig war, dass Igel und Dachse kaum gemeinsam im selben Gebiet gemeldet wurden. Das könnte auf eine mögliche Konkurrenz oder unterschiedliche Lebensraumansprüche hinweisen.

Fazit: Die Beobachtungen durch Bürgerinnen und Bürger liefern wertvolle Daten, um das Verhalten von Wildtieren in der Stadt besser zu verstehen. Dieses Wissen kann helfen, Konflikte zu vermeiden und könnte als Vorbild für ähnliche Studien in anderen Städten dienen.

Vergleich von Roadkills aus Zufallsmeldungen und einem regelmäßigen Monitoring in Bezug auf die angrenzenden landschaftlichen Einflüsse 

Im Projekt Roadkill dokumentieren Citizen Scientists mithilfe der „Roadkill-App“ oder des Onlineformulars des Projekts zufällige Sichtungen von überfahrenen Wirbeltieren (Roadkills) auf Österreichs Straßen. Diese Meldungen liefern wertvolle Daten, um einen Überblick über das Auftreten von Roadkills zu gewinnen. Da es sich dabei jedoch um Zufallsfunde handelt, können diese aufgrund ihrer ungleichmäßigen zeitlichen und geografischen Verteilung möglicherweise nicht als repräsentativ für die gesamte Region gelten. Im Gegensatz dazu erfassen regelmäßige Monitorings bestimmte Gebiete systematisch und stellen somit eine verlässlichere Grundlage für statistische Auswertungen dar.

Im Zeitraum von Juli bis Oktober 2023 wurde im Rahmen eines solchen regelmäßigen Monitorings eine standardisierte Erhebung durchgeführt: Fünf jeweils 10 km lange Straßenabschnitte in Niederösterreich wurden dreimal pro Woche mit dem Fahrrad kontrolliert. Dabei wurden für jeden Roadkill Fund unter anderem das Datum, die Uhrzeit, die Koordinaten, ein Foto, das Taxon, die Anzahl der Tiere sowie der eigene Fortbewegungsmodus dokumentiert. Zusätzlich wurde entlang aller fünf Straßenabschnitte eine Landschaftskartierung innerhalb eines 100-Meter-Puffers durchgeführt. Für die Analyse der umgebenden Landschaft wurde ein 100-Meter-Radius um jeden dokumentierten Roadkill verwendet. Ziel der Studie ist es, zu untersuchen, ob die bislang durch Citizen Science gesammelten Meldungen hinsichtlich der landschaftlichen Umgebung von Roadkills zu vergleichbaren Ergebnissen führen wie die systematisch erhobenen Monitoring-Daten.

Die Rolle der DNA-Analyse bei der Identifizierung von Roadkills - Unterschiede zwischen zufällig und regelmäßig gesammelten Daten auf ausgewählten Strecken in Niederösterreich

Im Projekt Roadkill melden erfassen Citizen Scientists Daten zu überfahrenen Wirbeltieren auf Österreichs Straßen. Diese Roadkill-Daten sind besonders wertvoll, da offizielle Stellen meist nur Meldungen zu jagdwirtschaftlich relevanten Tierarten dokumentieren. Ein Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob sich Blutproben von der Straße in unmittelbarer Nähe zu den Roadkill-Funden für eine genetische Artbestimmung eignen – insbesondere bei schwer identifizierbaren, kleinen oder gefährdeten Tierarten.

Im Rahmen einer nicht-invasiven DNA-Probenahme wurden zwischen dem 1. Juli und dem 31. Oktober 2023 auf fünf jeweils 10 km langen Strecken in Niederösterreich dreimal pro Woche Blutproben von frischem oder getrocknetem Blut in unmittelbarer Nähe zu überfahrenen Tieren gesammelt. Der Schwerpunkt lag auf Tierarten, die äußerlich schwer zu bestimmen sind oder besonderen Schutzstatus genießen. Die Analyse der Proben erfolgte im Labor des Naturhistorischen Museums Wien (NHM).

Bestandserhebung von seltenen / bedrohten / invasiven Wildtierarten mithilfe von Citizen Science am Beispiel des Feldhamsters in Niederösterreich

Hintergrund: Der Feldhamster ist in seinem gesamten Verbreitungsareal vom Aussterben bedroht. Ursache dafür sind unter anderem die moderne Landwirtschaft mit überwiegend in Monokultur bewirtschafteten Feldern. Zum Schutz und zur Erhaltung dieser Tierart sind diverse Maßnahmen, beziehungsweise eine Kombination verschiedener Maßnahmen wie das Anlegen von Feldrainen, dem Belassen von Feldfruchtstreifen auf den Feldern, dem Verzicht auf Gifteinsatz zur Feldmausbekämpfung oder der Regulation der Prädatoren vielversprechend. Um den Feldhamster schützen zu können, ist es jedoch unabdingbar den Aufenthaltsort der Tiere zu kennen.

Im Rahmen dieser Forschungsarbeit wurde der Frage nachgegangen, ob eine Kartierung von Hamsterpopulationen auf Basis von Sichtungsmeldungen durch Laien auf Meldeplattformen, im Sinne von Citizen Science Projekten, effektiv ist.

Methode: Mit Hilfe eines eigens trainierten Feldhamsterspürhundes der Rasse Border Terrier wurden im Sommer 2023 in Niederösterreich 10 Gebiete mit einer Meldung aus den Citizen Science Projekten roadkill.at oder naturbeobachtung.at und weitere 10 Gebiete, in denen es keine derartige Meldung gab, aber in denen Feldhamstervorkommen aufgrund der Habitatbedingungen potentiell möglich wären, untersucht. In den Gebieten wurden alle öffentlich zugänglichen Straßen und Wege in einem Radius von 500 Metern um die Sichtungsstellen begangen. Dabei wurden bewohnte Hamsterbauten identifiziert und die Landnutzung der plots innerhalb des Radius dokumentiert.

Igel Roadkills in Österreich

Igel zählen zu den Tierarten die dem Straßenverkehr am häufigsten zum Opfer fallen (Rondini & Doncaster 2002). Bei Betrachtung der Daten der Roadkill App zeigt sich, dass Igel, mit einem Anteil von fast 20%, am häufigsten gemeldet werden.

Folgende Fragen sollen mit der Studie beantwortet werden: Wo in Österreich befinden sich Hotspots von Igel Roadkills? Wie sieht die Umgebung jener Straßenabschnitte aus bzw. welcher Landnutzungskategorie kann sie zugeordnet werden? In welchen Monaten kommt es zu Igel Roadkills? Entspricht dies der, in bestehender Literatur, beschriebenen Häufung von Igel Roadkills im Sommer und in besiedelten Gebieten? Welche Gegenmaßnahmen gibt es, die sich zur Reduktion von Igel Roadkills eignen könnten?

App Downloads

Lade dir die Citizen Science App für Android oder IOS herunter und hilf mit!
Hier gibt es zusätzlich eine Anleitung für die Roadkill App als PDF Download, in der du eine Übersicht über die wichtigsten Features findest:

Android AppStoreBadge 150x45px IOS AppStoreBadge 150x45px

Anleitung downloaden

Short News

  • Es gibt ein App Update!
    Was ist neu?
    * Die Liste der Kleinsäuger und der Amphibien wurde euren und den Wünschen der Moderator*innen angepasst
    * Persönliche Statistiken: filtere deine eigenen Beobachtungen.
    * Bug Fixes und Verbesserungen.

    17/03/2025 - 13:30
  • Diese Woche sind wir von Mo-Fr um jeweils 8:55 Uhr zu Gast bei der Ö1 Sendung "Vom Leben der Natur" und berichten darin vom Projekt Roadkill, den Anfängen, Mitmachmöglichkeiten und Hintergründen. Wir haben die Links zum Nachhören in unserem Blog gesammelt.

    10/03/2025 - 13:20
  • Wir freuen uns sehr, die Niederösterreichische Umweltanwaltschaft als Partnerin im Projekt Roadkill gewonnen zu haben. Sie ist in der Lage, die von uns gesammelten Daten und Informationen als Partei in verschiedene Verwaltungsverfahren einzubringen und – darauf aufbauend – Schutzmaßnahmen einzufordern.

    03/03/2025 - 09:10